Freitag, 7. August 2009

Tag 1 - Montag, 27. Juli

Gegen 18:30 Uhr brechen wir vor dem Tor des Alpinen Museums auf der Praterinsel in München auf. "Wir" deshalb weil ich, Jens, der Autor dieser und auch der Zeilen der nächsten Tage, Martl die erste Woche auf seiner Tour begleite. Ich möchte aber nur in heimische Gefilde nach Garmisch mitlaufen. Das Wetter ist prachtvoll sommerlich geworden. Viel zu schön und vor allem etwas heiß zum laufen. Martl geht selbstverständlich ab dem aller ersten Meter Barfuß - ich schwächle und gehe mit normalem Wanderschuhwerk da mich meine Füße in unbekleidetem Zustand im besten Fall maximal bis zum nächsten Biergarten tragen würden. Martl legt gleich ein ganz ordentliches Tempo vor. So geht es zunächst einmal zügig auf die Auer Dult, wo wir nur recht kurz verweilen um dem Trubel der Stadt zu entfliehen. So finden wir uns recht bald am Ufer der Isar wieder, die wir die nächsten Tage nicht verlassen werden.
Ich kann natürlich nur die Aussagen Martls bezüglich das Untergrundes wiedergeben. Ich höre auf Nachfrage aber meistens das, was ich mir schon gedacht hatte - nämlich, daß der Grund, den Martls Fußsohlen überschreiten, recht unterschiedliche Empfindungen aufkommen läst. Das reicht vom sehr unangenehmen, gequetschten scharfkantigen Split der Forststraßen bis hin zum butterweichen Moos im tiefen Walde. Jedenfalls ist für reichlich Durchblutung der Fußsohlen gesorgt. Verletzungen zieht sich Martl keine zu da er, wie er immer wieder betont, sehr konzentriert und vorausschauend geht.

Am Isarufer ist eine ganze Menge los - unzählige Menschen verbringen hier ihren Feierabend bei Bier und gegrilltem. Schließt man beim gehen die Augen, was man barfuß besser nicht macht, fühlt man sich beinahe nach Südamerika versetzt - Sambarhythmen dringen laut in unsere Ohren und bringen uns fast in eine Art Gleichschritt. Leider entgeht uns, wegen der schon recht fortgeschrittenen Zeit das ein- oder andere Bier am Wegesrand. Wir wollen aber in ruhigere Gefilde und laufen munter weiter zur Stadt hinaus. Unvermeidlich wird es dunkler und schließlich bricht die Nacht über uns herein. Nun laufen wir etwas bergan in Richtung Grünwald. Hier beschließen wir zu nächtigen, daß bedeutet für uns zu biwakieren. Die Grünwalder Brücke bietet uns ausreichend Schutz vor dem Regen, der da bald kommen wird, denn inzwischen sind dunkle unheilkündende Wolken über uns aufgezogen. Wir verziehen uns also unter die Brücke. Leider haben wir unsere Stirnlampen noch nicht im Einsatz. Martl gerät so fast in Bergnot - die Böschung unter der Brücke ist doch wesentlich steiler als zunächst gedacht. Schließlich haben wir den Fuß der Brücke erreicht und unser Biwak eingerichtet. Zufrieden träumend schlafen wir ein - allerdings nur für eine halbe Stunde denn schon bricht der Regen los. Blöd, das so ein monumentales Bauwerk wie diese Brücke so hoch ist. Wie bereits befürchtet, treibt der Wind den Regen über uns und auf unsere Schlafsäcke. So verziehen wir uns schnellstens nach oben in den trockenen Teil der Brücke wo wir endlich ungestört einschlummern.

Jens-Uwe Tiedtke

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